Narbenbehandlung

Die Narbenbehandlung beginnt mit der Wundheilung – Wenn Sie sich in den Finger geschnitten haben, entsteht zunächst eine offene Wunde. Blut sickert aus den verletzten Gefäßen und mit ihm gesunde Zellen in den Wundraum. Trifft Blut auf Sauerstoff, gerinnt es und die Wunde hört auf zu bluten. Das Blutgerinnsel (Koagulat) verschließt die Wunde und schützt sie vor Infektionen.

Gleichzeitig wandern Fibrinzellen ein (fibra lateinisch = „Faser“) und organisieren sich zu Fäden. Sie verkleben die Wundränder und bilden den Wundschorf. Aus dem angrenzenden Gewebe wandern gesunde Zellen ein, bauen frisches Kollagengeflecht auf, erzeugen wieder Blutgefäße und die neue Hautstruktur. Ist dieses Werk vollbracht, löst sich der Wundschorf ab und Sie vergessen, dass Sie sich jemals geschnitten haben.

Das ist der Idealfall.

Tiefe Verletzungen hinterlassen Narben

Die Heilung einer größeren und tieferen Verletzung (Trauma, griechisch trauma = „Wunde“) dauert weitaus länger und ist mit Komplikationen verbunden. Sobald die „Lederhaut“, eine tiefere Schicht innerhalb der Hautstruktur, verletzt wird, entstehen Narben. Der Körper ist mit der Neubildung von Kollagen derart beschäftigt, dass er zu viel davon produziert („überschießende Reaktion“) und mit dem gleichzeitigen Aufbau von Blutgefäßen, Talg- und Schweißdrüsen oder Pigmenten nicht mehr nachkommt. Es entsteht eine harte und unbewegliche Struktur. Die gänzliche Vermeidung solcher Narben ist bis heute nicht möglich.

Narben haben Folgen – aus der Sicht der Faszien

Unser Körper ist durchzogen von „Faszien“, einer Gewebestruktur, die alle Muskeln, Knochen, Nerven, Blutgefäße oder Organe miteinander verbindet. Faszien (fascia lateinisch = „Band“) sorgen dafür, dass alles im Körper an Ort und Stelle und dennoch beweglich bleibt. Verhärtet nun eine Narbe die Beweglichkeit einer Faszie, entstehen durch die Zugspannung zwangsläufig Störungen überall dort, wo diese Faszie Verantwortung trägt. 

Die Narbe nach einer Blinddarmoperation beispielsweise kann das System der zuständigen Faszien bis hinauf zu den Schultern beeinträchtigen und Mobilität und Funktion aller dazwischen liegenden Muskeln, Organe oder Nerven stören. 

Narben haben Folgen – aus der Sicht der Nerven

Das „vegetative“ auch viszerale Nervensystem (viscus lateinisch = „Eingeweide“) steuert unsere Körperfunktionen wie beispielsweise den Herzschlag, die Verdauung, die Atmung oder den Stoffwechsel. Über diese Körperfunktionen haben wir selbst keinen Einfluss. Sie funktionieren einfach.

Auch unsere Haut ist in dieses viszerale Nervensystem eingebunden und sendet Signale an das Gehirn. Wir können nicht beeinflussen, ob uns ein Mückenstich juckt oder ein Sonnenbrand brennt, das steuert unser Körper selbst. Er weiß, wie lange wir uns schonen und Sonne vermeiden, kühle Cremes auftragen oder notfalls kratzen müssen. Diese Informationen gibt er an unser Gehirn weiter und dem folgen wir.

Vorausgesetzt, dieser Informationsfluss wird nicht gestört. Eine Narbe am Kinn beispielsweise kann sich mit Störungen bis in den Schulterbereich auswirken, eine OP-Narbe an der Hand bis in den Thorax (Brustkorb). Die Folgen können fatal sein, bis hin zu chronischen Schmerzen, die mit der Narbe „eigentlich“ überhaupt nichts zu tun haben.

Narben haben Folgen – aus der Sicht der Meridiane

Meridiane sind die Leitungsbahnen, in denen unsere Energie fließt und die unsere Körperfunktionen steuern. Die Traditionelle Chinesische Medizin erklärt uns das schlicht und einfach durch Störungen und Beschwerden, wenn diese Meridiane blockiert werden.

Liegt beispielsweise eine harte Narbe über einem Akupunkturpunkt eines Meridians, kann dort die Energie nicht mehr fließen, unsere Organe oder Muskeln reagieren mit Fehlfunktionen und Schmerzen.

Narben haben Folgen – und jetzt? Behandlung von Narben.

Die Narbenbehandlung – Eine Narbe braucht Zuwendung

Unsere Erfahrung zeigt, dass es einfacher ist, die Entwicklung einer harten Narbe zu verhindern, als sie zu behandeln. Die Narbenbehandlung sollte daher unmittelbar nach der Verletzung oder Operation beginnen.

Im Mittelpunkt der Therapie steht die ständige vorsichtige Mobilisierung des Wundverschlusses. Noch bevor die Fäden gezogen werden, streichen wir sanft in rautenförmigen Bewegungen über die Wunde. Wir Ergotherapeuten nennen das „Narbenschwimmen“.

Nach etwa drei Wochen ist die Kollagenbildung beendet und wir können kräftiger zulangen. Mit etwas Druck massieren wir in Rotationsbewegungen an der Narbe entlang und halten sie flexibel. Starken Verklebungen mit dem darunter liegenden Gewebe beugen wir mit dem vorsichtigen Einsatz von Vakuumpumpen, Narbensticks oder Schröpfmassagen vor.

Narbengewebe hat keine Talgdrüsen, also auch keine eigene Fettproduktion. Cremes mit Hyaluronsäure halten es weich und geschmeidig. Davon profitieren auch die Faszien. Mit kinesiologischen Tapes verhindern wir, dass sich die Narbe weiter ausbreitet und unschön wird.

Die Narbenbehandlung – Was können Sie selbst tun?

Bis zu viermal täglich darf eine Narbenmassage durchgeführt werden, wir zeigen Ihnen, wie Sie das zu Hause machen sollen. 

Halten Sie Ihre Narbe mit Cremes immer weich und schützen Sie sie vor der Sonne: Im Narbengewebe wird kein Melanin gebildet. Melanine (mélas griechisch = schwarz) sind die Farbpigmente, die unsere Haut vor UV-Strahlung schützen.

Eine weitere wichtige Rolle spielt die Ernährung. Wundheilung und Narbenbildung bedeuten für unseren Körper reichlich Stress. Er erhöht im Bereich der Wunde den Stoffwechsel und benötigt daher sehr viel mehr Vitamine, Nährstoffe, Mineralien und Spurenelemente.

Kupfer beispielsweise ist ein Entzündungshemmer und hilft bei der Regeneration des Bindegewebes. Kupfer kommt in vielen Nahrungsmitteln wie Leber, grünem Gemüse oder Nüssen vor.

Zink hemmt ebenfalls Entzündungen, unterstützt die Kollagenproduktion und ist am Stoffwechsel beteiligt. Ein Mangel an Zink stört die Wundheilung. Zink findet sich beispielsweise in Meeresfrüchten, Fleisch, Eiern und Getreide.

Vitamin B unterstützt die Reparatur von Gewebestrukturen und das Wachstum, indem es den Stoffwechsel verbessert. Vitamin B gilt als das wichtigste Vitamin für unsere Nerven. Und die brauchen wir, wenn es um die Behandlung von Narben geht. Vitamin B nehmen wir über Sprossen, Kalbsleber, Gemüse oder Nüssen zu uns.

Das waren jetzt nur ein paar wenige Beispiele, wie Sie Ihren Körper bei der Wundheilung unterstützen können. Wir Ergotherapeuten erarbeiten mit Ihnen einen leckeren Ernährungsplan, der Ihnen und Ihrer Narbe guttut.

Captain Silver, der Pirat aus der „Die Schatzinsel“ von Stevenson, könnte wieder lachen, hätten wir ihm bei der Behandlung der Narbe über seinem Gesicht helfen können.

Haben Sie Fragen oder wünschen einen Termin zur Narbenbehandlung? Schreiben Sie uns über unser Kontaktformular oder rufen uns unter 021614000660 an.